Gush Emunim war und ist die tonangebende Siedlerbewegung in den besetzten Gebieten und war
gerade in der Anfangsphase entscheidend für den Erfolg der Besiedlung. Der Erfolg von Gush Emunim läßt sich auf seine
Multidimensionalität zurückführen, denn neben ihrer Funktion als Siedlungsorganisation ist sie zugleich eine religiöse
Erweckungsbewegung, eine zionistische Gemeinschaft, eine Interessensgruppe und übt mittlerweile Verwaltungsfunktionen
in der Westbank aus.
Die eigentliche Stärke von Gush liegt jedoch im Bruch der unsichtbaren Grenzen, die traditionellerweise das religiöse
und das säkulare Lager trennen.
Gush Emunim ist nicht als klassische Protestbewegung einzuordnen, weil das konstruktive Element überwiegt. Der
führende israelische Extremismus-Experte Ehud Sprinzak entwickelte das "Iceberg-model of political extremism" zur
Einordnung von Gush. Demnach ist Gush Emunim nur die Spitze des Eisberges, der seit der Unabhängigkeit ständig
angewachsen ist und im Laufe der Zeit sich zu einer Subkultur im nationalreligiösen Lager entwickelte, mit eigenen
Institutionen. Diese Subkultur ermöglichte es Gush erst, politische, menschliche und materielle Unterstützung zu
bekommen, um auf die verschiedenen Regierungen Druck auszuüben. Die NRP, die ständig ein Koalitionspartner der
verschiedenen Regierungen war, konnte diese Stimmen nicht überhören.
Gush Emunim ist jedoch keineswegs eine homogene Gruppe, die nur aus religiösen Zionisten besteht. Die Effizienz und
Überzeugungskraft von Gush ruht gerade auf dem Zusammenspiel von säkularen und religiösen Juden, die aus
verschiedenen Motivationen für eine starke Besiedlung der besetzten Gebiete eintreten.
Die Zusammensetzung der Mitglieder zeigt jedoch, daß es sich überwiegend um eine aschkenasische (europäisch-stämmige)
Bewegung aus gutgebildeten und hochmotivierten Personen aus der Mittelschicht handelt, während die in den meisten
Lebensbereichen benachteiligten Sepharden (orientalische Juden) bei Gush Emunim kaum vertreten sind.
Die Siedler der Gush Emunim-Siedlungen bestehen aus drei Gruppen.
Auf der einen Seite sind ca. 20 % der Gush-Leute säkulare Fundamentalisten, die Rabbi Kook und seine Lehre als positiv
ansehen, da er tausende religiöse Juden dazu bringt, den Ultranationalismus der Revisionisten zu unterstützen.
Im religiösen Lager, das den Kern von Gush Emunim ausmacht, sind die Absolventen von religiösen Schulen und der
Yeshivot Hesder stark vertreten. Ihre Rabbis sind überwiegend fundamentalistisch eingestellt und bilden den radikalen
Flügel von Gush Emunim, der das Bild der Siedler in der Öffentlichkeit weitgehend prägt.
Hinzu kommen noch orthodoxe Juden, die durch Gush-Organisationen in den USA angeworben wurden. Sie fühlen sich zwar
nicht vom religiösen Zionismus angezogen, aber sie arbeiten eng mit Gush zusammen, da Gush die Besiedlung
vorangetrieben hat, so daß sie selber nun im biblischen Gebiet siedeln können.
Der radikale Kern der Gush Emunim-Siedler konzentriert sich auf kleine Siedlungen in den palästinensisch besiedelten
Gegenden und auf stark religiös geprägte Städte wie Emmanuel, Betar oder Kiryat Arba.
Verschiedene Fraktionen im Gush wenden unterschiedliche Methoden an, um die Effizienz der Gruppe zu optimieren.
Lobbying
Schaffung von Fakten
führende Köpfe der Siedlerbewegung
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