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Gush Emunim Siedlerbewegung

Wegbereiter des religiösen Nationalismus in Palästina/Israel war Rabbi Abraham Jitzhak Kook, 1921- 1935 aschkenasischer Oberrabbiner von Palästina. Nach seiner Lehre mußte das Heilige zu seiner Vollendung den Weg durch das Unheilige gehen. Der Zionismus sollte dafür sorgen, daß alle Juden der Welt in Palästina gesammelt werden, damit der mehrstufige Erlösungsweg beginnen kann:

"Zuerst die Erlösung des Landes, dann die Erlösung des Volkes und zuletzt die Erlösung der Welt".

Rabbi Kook gründete eine eigene religiöse Schule (Yeshivat Marcaz HaRav Kook), an der die meisten Gush Emunim-Führer studierten. Die Siedlungsbewegung Gush Emunim bildete sich Ende 1973/ Anfang 1974 als aktivistische Reaktion auf den für Israel so schockierenden Yom-Kippur-Krieg, um auf außerparlamentarischem Wege die Besiedlung der Westbank mit eigenen Mitteln zu forcieren.

Als geistiger und religiöser Mentor dieser Siedlungsbewegung gilt dabei jedoch Abraham Kooks Sohn Rabbi Zwi Jehuda Kook (1891-1982), der die Philosophie des Vaters weiter nationalisierte.

Gush Emunim war anfangs eine sehr attraktive Bewegung, da sie energisch, hoffnungsvoll und visionär war, dies zu einer Zeit in der Israel vom Yom-Kippur-Trauma getroffen war. Ein hoher Idealismus und Aufopferungsbereitschaft zeichnete die Mitglieder aus, die durch ihre Wiederbelebung des alten zionistischen Geistes auch Verbindungen zu Teilen der Arbeiter- und Kibbuzbewegung aufbauen konnten. Mit Hilfe der Likud-Regierungen konnte sich Gush Emunim eine starke Basis in der Westbank aufbauen, so daß sie bis heute das Bild der Siedler in der Öffentlichkeit prägt.
Zur Verdeutlichung der Radikalität der Gush Emunim-Siedler müssen einige Eckpunkte ihrer Ideologie analysiert werden.

Der Messianismus
Fundamental für Gush Emunim ist der Glaube an den messianischen Erlösungsprozeß, der mit der Geburt des Zionismus begonnen hat. Alle für Israel relevanten geschichtlichen Ereignisse werden darin einbezogen, einerseits als göttliche Fügung oder als göttliche Mahnung.

Schritte in diesem Prozeß waren u.a. die Balfour-Deklaration, die Errichtung des Staates Israel, der Sechstagekrieg und nicht zuletzt die Errichtung von Siedlungen in den besetzten Gebieten.

So wird der Yom-Kippur-Krieg als letzter Versuch der Fremden angesehen, den Erlösungsprozeß zu stoppen und gleichzeitig als Ermahnung Gottes. Der Holocaust wird von einigen Gush Emunim-Führern auch als göttliches Zeichen angesehen, daß die Assimilation der falsche Weg gewesen ist. Einigen gilt auch erst der Holocaust als Beginn des messianischen Zeitalters, da sich dadurch viele Rabbis zum Zionismus bekehrten.

In diesem messianischen Glauben ist auch die Radikalität der Siedler in den besetzten Gebieten begründet. Sie selbst sehen sich als "Avantgarde des jüdischen Volkes und als Träger seines geschichtlichen und endgeschichtlichen Erlösungswillens" an, der die Begeisterung und Spiritualiät im Lande steigert und durch Aktivitäten den Siedlungsprozeß vorantreibt. Jedenfalls muß verhindert werden, daß der Erlösungsprozeß gestoppt oder behindert wird.
Der Holocaust wird als Leidenszeit vor der Erlösung interpretiert und das Talmudkonzept des Handelns wird zu einem biblischen Konzept des politischen Idealismus uminterpretiert. Demnach muß der Erlösungsprozeß durch aktives Handeln vorangetrieben werden.

Die Auserwähltheit
Eine wichtige Komponente in der Gush-Ideologie ist auch die Betonung einer Besonderheit des jüdischen Volkes.
Während der Zionismus die Abnormität der Diasporaexistenz, nach der die Juden immer Fremde waren, aufheben wollte und eine eigene nationale jüdische Kultur mit dem Ziel der Normalisierung dagegen setzen wollte, betonen die Gush-Führer gerade die Auserwähltheit des jüdischen Volkes durch Gott, die die Juden von den moralischen Gesetzen entbindet, die die "normalen" Nationen beeinflussen. Der entscheidende Punkt dabei ist, daß nach den "normalen" weltlichen Gesetzen die Besetzung Palästinas nicht erlaubt sei, für die Gush-Leute ist es hingegen ein göttlicher Befehl, der absolut bindend ist.

Die Heiligkeit des Landes Israel
Gush Emunim erhebt einen absoluten Anspruch auf das ganze Israel in den biblischen Grenzen, das als Symbol für die jüdische Erneuerung angesehen wird.
Dieser Anspruch steht über den Ansprüchen aller anderen Völker, da die Juden das auserwählte Volk und damit das einzige Volk mit einer göttlichen Bindung an ihr Heimatland sind, unabhängig von den politischen oder wirtschaftlichen Bedingungen. Wichtig ist dabei zu betonen, daß alle Teile des Landes gleich wichtig sind und es deshalb keine Kompromisse bei einzelnen Gebieten geben kann.
Die vorrangigste Aufgabe für Gush Emunim war die möglichst schnelle Besiedlung der besetzten Gebiete, um sie für Israel zu sichern, denn vor der geistigen Erlösung muß erst das Land erlöst werden. Für dieses Ziel muß der Kampf um jeden Preis, auch gegen Widerstände geführt werden.

Einer der militantesten Gush-Führer, Rabbi Levinger gab die Parole aus, daß Land wichtiger als Leben ist. Es dürfe kein Land zurückgegeben werden, nur um ein paar Leben zu retten oder einen Krieg zu verhindern, denn damit würden göttliche Befehle mißachtet und die Erlösung verzögert werden.
Der einzig mögliche Frieden mit den Palästinensern könne, nach Rabbi Z.Kook, nur ein zeitweiliger kompromißloser Frieden sein, basierend auf der Anerkennung der israelischen Stärke und Macht. Der echte Frieden könne nur mittels Erlösung durch den Messias erfolgen.
Innerhalb des Gush-Lagers entstanden jedoch verschiedene Positionen hinsichtlich der Vorgehensweise und der Ziele.

Die Maximalisten im Gush wollten die Besiedlung des Landes mit allen Mitteln, auch kriegerischen, forcieren. (Rabbi Aviner). Minimalisten wollten territorial erst dann expandieren, wenn ein spirituelles Klima entstanden ist. Der Mainstream im Gush wollte jedoch in erster Linie nur die jüdische Kontrolle über die besetzten Gebiete/Golan sicherstellen, als Minimum für die Vollendung des Zionismus. Eine weitergehende Expansion war deshalb nicht relevant, da eine Ausdehnung der Aktivitäten über die Westbank hinaus und etwaige kriegerische Auseinandersetzungen auch eine Gefährdung der bisherigen Siedlungen in der Westbank und damit des Erlösungsprozesses bedeuten könnten.

Das Recht der Palästinenser auf Selbstbestimmung wird im Prinzip nicht bestritten, aber da diese sich als Teil der arabischen Nation betrachten, sollen sie irgendwo in den zahlreichen arabischen Staaten des Nahen Ostens und speziell in Jordanien ihre Selbstbestimmung verwirklichen. Denn auch hier gilt für Gush, daß göttliche Befehle über dem Recht der Palästinenser stehen.

Konkret gibt es drei Strömungen im Gush hinsichtlich der Behandlung der Palästinenser.

  • Die erste Strömung will den Palästinensern limitierte Rechte gewähren. Nach dem Vorbild der Bibel erhalten Nicht-Juden den Status von Ger Torshav (ständig anwesende Fremde) mit begrenzten Rechten. Voraussetzung dafür ist nicht die Anerkennung des Zionismus, sondern die Loyalität zum israelischen Staat und die Einhaltung der Gesetze. Volle politischen Rechte werden den Palästinensern von dieser Hauptströmung im Gush jedoch verwehrt und somit hätten sie nur einen Status als Bürger zweiter Klasse. Das dahinterstehende Ziel ist jedoch, daß den Palästinensern das Leben erschwert werden soll, damit sie freiwillig auswandern.
     
  • Die zweite Strömung will den Palästinensern keinerlei Rechte gewähren, weil diese sich nur aus Opposition zu den Juden zusammengeschlossen hätten und so der destruktivste Ausdruck der arabischen Feindseligkeit sind. Eine menschliche Behandlung wird nur denjenigen Arabern gewährt, die die Überlegenheit Israels anerkennen. Gewaltbereite Araber müssen jedoch vertrieben oder getötet werden. Der Ger Torshav-Status wird von dieser Strömung zwar nicht verneint, aber als illusorisch und irrelevant angesehen, da die Araber/ Palästinenser immer feindselig waren und sind.
     
  • Die dritte Strömung setzt auf den totalen Krieg und die Vertreibung der Palästinenser. Diese sehr kleine Strömung im Gush um den Rabbi I. Hess plädiert offen für die Vernichtung der Palästinenser nach biblischen Vorbildern. Dieser Kampf wird als die letzte und grausamste Epoche im göttlichen Kampf gegen das Böse angesehen.
Es gibt bei diesen drei Strömungen jedoch den gemeinsamen fundamentalen Grundsatz, daß die Palästinenser, wenn überhaupt, Rechte nur als Individuen und nicht als Gruppe oder Volk erlangen können.

Die Haltung zu Staat und Gesetz
Obwohl Gush Emunim einen starken Bezug zu den Gesetzen der Torah hat, wird der israelische Staat im Gegensatz zu den nicht-zionistischen Orthodoxen, akzeptiert und unterstützt, denn der Staat wird als Vorstufe zur Erlösung angesehen und soll somit gestärkt und gesichert werden.

Kernpunkt im Demokratieverständnis von Gush ist die Prämisse, daß bei einer Interessenskollision zwischen demokratischen und zionistischen Werten der Zionismus stets der höhere Wert ist. Es wird auch unterschieden zwischen der Heiligkeit des Staates und des Landes Israel, d.h. der Staat ist nicht so heilig wie das Land.
Der Staat dient dazu, den göttlichen Willen der Besiedlung von Eretz Israel in Ruhe und Sicherheit zu vollziehen. Wenn der Staat die Besiedlung behindert oder stoppt, dann verliert er seine Wirkung sowie Bedeutung und letztendlich seine moralische und legale Autorität. Nach Rabbi Zvi Kook ist die Besiedlung eine heilige Pflicht.

De facto arrangierte sich Gush Emunim jedoch pragmatisch und nutzte in wirkungsvoller Weise zahlreiche Einflußmöglichkeiten der israelischen Demokratie. (siehe Kapitel Siedlerbewegung) Eher moderate Gruppen im Gush haben sogar eine emotionale Zustimmung zur traditionellen Demokratie mit engen Beziehungen zur säkularen israelischen Gesellschaft entwickelt, insbesondere zum Militär.
In der offiziellen Propaganda von Gush wird der religiöse Aspekt oft heruntergespielt, während der nationale, der Pionier- und der idealistische Aspekt hervorgehoben werden, um gerade auch in säkularen Kreisen Unterstützung zu gewinnen, die sie für die finanzielle und militärische Protektion benötigen.

Gush will auch nicht die Mehrheit der Israelis am säkularen, hedonistischen Leben hindern, sondern in erster Linie ein eigenständiges Lebensmodell in den besetzten Gebieten aufbauen, um den Erlösungsprozeß voranzutreiben.

 

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