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Die Orthodoxen in Israel
ORTHODOXES JUDENTUM
- wortwörtliches Verständnis der Schriften
- alle Lebensbereiche sollen nach den Thoragesetzen durchdringt werden (strenge Befolgung der Gesetze)
- sie sprechen dem Staat Israel jegliche religiöse Bedeutung ab und sie befinden sich dennoch weiterhin innerlich im Zustand des Exils
- Ablehnung des Zionismus, in dem die Orthodoxen einen aktiven Eingriff in den Verlauf der jüdischen Geschichte sehen, was einem falschen Messianismus gleichkommt.
- spätmittelalterliches Weltbild und Lebensform
- Im Judentum ist nicht die Lehre, sondern die Tat die Hauptsache und jeder Einzelne ist dafür verantwortlich, daß die anderen ihr Leben ebenfalls in Übereinstimmung mit der Halacha (jüdisches Gesetz) gestalten. Da also " ganz Israel füreinander bürgt " gerät der orthodoxe Gläubige in Konflikt zur Umwelt, die überwiegend nicht orthodox ist. Hierin ist der Fundamentalismus verwurzelt
- es gibt sehr viele kleine ultraorthodoxe Gruppen, die zum Teil verfeindet sind
- zunehmende Bereitschaft zur politischen Betätigung
- der Gegensatz zwischen den Chassidim (sie sind auch untereinander verfeindet) und den Mitnagdim (litauische- antichassidische Richtung ist seit > 200 Jahren das Kernproblem des innerultraorthodoxen Streites bis hin zu gewalttätigen Auseinandersetzungen.
ANFANG 1996 :
- 5000 orthodxe Synagogen
- 140 000 Yeshiva-Studenten
- 630 staatliche bezahlte Rabbis für die Städte und neighborhoods
- 350 Mio $ (jährlich) für die local regional councils ( vom Religionsminister)
- 1983 lebten 446 500 Menschen in Jerusalem, darunter 114 000 Orthodxe Juden
AGUDAT ISRAEL-Partei
Das oberstes Ziel ist es, die Ausbreitung des Zionismus unter den Orthodoxen zu stoppen. De facto hat Agudat Israel jedoch entgegen ihrer feindlichen Haltung zum Staat, gegen großzügige religiöse Zugeständnisse, zionistische Regierungen in der Knesset unterstützt.
Vor dem Hintergrund der Judenverfolgung in Europa , wurde der Zionismus nicht mehr pauschal verdammt und nach 1948 akzeptierte die Bewegung den Staat Israel pragmatisch.
Es gibt im orthodoxen Lager zwei politische Lager, die sich in religiösen Fragen kaum unterscheiden:
Agudat Israel
- Vertreter des orthodoxen Mittelstandes
Poale Agudat Israel
- Vertreter der orthodoxen Arbeiter und landwirtschaftlichen Pioniere
- der Thora- Gedanke der sozialen Gerechtigkeit , muß im Alltag verwirklicht werden
- Eretz Israel hat überragende Bedeutung für das jüdische Volk
- Kollaboration mit der WZO bei der Besiedlung Palätinas (- 1944 1. orthodoxen Kibbutz ( Hefetz Haim ) gegr., 1968: 14 eigene Siedlungen)
- Verteidigung der jüdischen Arbeiter vor jüdischen Arbeitgebern (Arbeit am Sabbat)
30 jährige Allianz mit den zinoistischen Arbeiterparteien gegen Zugeständnisse :
- Sabbat als offizieller Ruhetag
- unabhängiges Erziehungswesen für die Religiösen
- finnazielle Vorteile und Subventionen ( 1966 bekam sie auch die Lizenz für eine Bank )
Anfangs bildeten sie bei Wahlen lose Bündnisse, doch der Bruch kam 1960 zustande als Poale Agudat Regierungsmitglied (bis 1969) wurde, was Agudat vehement ablehnte. Die Poale Agudat sieht sich stärker als Agudat als integralen Bestandteil des politischen Systems und betont ihre rückhaltlose Unterstützung beim Aufbau des Landes .
Charismatische Führer wie der Lubawitscher Rabbi und Baba Sali bestimmen die Geschicke der Partei. Sie kämpfen nun nicht mehr primär gegen den Zionismus, sondern führen einen Kampf um den israelischen Staat, den sie nach ihren religiösen Vorstellungen verändern wollen.
Beide Parteien schlossen oft Bündnisse und trennten sich dann wieder.
Heute agiert die Agudat-Bewegung als UNITED TORAH JUDAISM-Liste in der Knesset (4 Abg.), wobei die Bedeutung der Partei stark abgenommen hat, zugunsten der Nationalreligiösen-Partei und der neuen orthodoxen Partei Shass.
Rat der großen Thoragelehrten
- Leitungsgremium der Partei (1990)
- Rabbi Elieser Menachem Schach
(1898- )
- Leiter der Poniwesch Jeshiba in Bnei Brak ;
seit 1945 ist er federführend bei den litauischen Mitnagdim, einer rabbinischen Bewegung, die sich gegen den osteuropäischen Chassidismus richtet; Erzfeind von Schneersohn)
- Rabbi Simcha Bunem Alter
(1899 - , Rabbi von Gur ; sein Vater war Mitbegr. der Agudat Israel in Polen)
- Rabbi Moses Hager
(Wischnitzer Chassidim)
- Rabbi Abraham Rokeach
(Belser Chassidim)
- Rabbi Moshe Teitelbaum
(Satmar , lebt in den USA)
- Rabbi Menachem Schneerson
( Rabbi v. Lubawitsch)
CHASSIDIM ("die Frommen")
Israel ben Elieser ( Ba`al Schemtov; 1700- 1760 ) begründete im 18. Jahrhundert in Polen den Chassidismus.
ZADIK ( Chassidimführer )
- er half den Leuten, die um Rat und Hilfe baten und denen er Beistand leistete. Dabei mischte er sich nicht in das rituelle Leben des schtetl ein, d.h. er traf keine Entscheidungen in Rechtsangelegenheiten.
- seine hohe Position erreichte er meist nicht durch Gelehrsamkeit, sondern er stammte meist aus einer chassidischen Dynastie, in der die mystischen Kräfte ( Kabbala ) vererbt wurden .
- durch mystische Übungen ( Zwiesprache mit Gott ) näherte er sich Gott, indem er sich durch Beten und Meditieren von den täglichen Alltagsproblemen löste Seine höchste Stellung erreichte der zadik, wenn er direkt mit Gott sprach.
= Zahlreiche Wundertaten kursierten über die verschiedenen zadiks , die dafür verehrt wurden. Jeder zadik hatte seine eigene Art und Methode. Seine Aufgabe war es, sich um die Sorgen und Krankheiten des einfachen Volkes zu kümmern und die Juden, die Gesetze mißachtet hatten, vor Gott zu verteidigen. Dafür erhielt er freiwillige Geldbeiträge und wenn die zadiks hoch angesehen waren konnten sie sehr reich werden.
- der Hof des zadiks war besonders an Feiertagen ein Treffpunkt für seine Anhänger, die zum Teil aus Übersee anreisten. Bei den Feiern vergaßen die Gläubigen ihre normalen Verhaltensstandards und wurden ekstatisch und exzessiv.
- in den jüdischen Schulen wurde gelehrt, daß die Leute Angst haben müßten, eines der Gesetze zu verletzen. Der zadik hingegen lehrte, daß die Grundlage der menschlichen Verbindung mit Gott die freudige Hoffnung auf sein Erbarmen ist und daß der Überschwang nur menschlich ist, wenn man diesen Impuls in Frömmigkeit nachgibt. Jede Bekundung religiöser Inbrunst wird von Gott beachtet.
- der zadik hatte die absolute Autorität, die kein Rabbiner je erreichte. Sie beruhte auf dem Glauben eines direkten Kontaktes des zadik mit Gott, und somit gab es keine Kritik an seinen Worten und Taten. Gegenseitig bekämpften sich die zadiks jedoch gegeneinander
- der Chassidismus begann als Revolte der Ungelehrten gegen die strengen Rabbiner. Der 1. Chassidimführer Israel Bal Schem Tour ( " Bescht ") lehrte, daß die Gelehrsamkeit nicht der einzige Weg in den Himmel sei. Stattdessen sei eine Annäherung an Gott durch individuelle Gebete, durch gefühlsstarke Liebe und durch gute Worte.
Bis zum 2. Weltkrieg befanden sich die Zentren der Chassidim überwiegend in Osteuropa. Nach dem Holocaust verlagerten sie notgedrungen ihre Zentren nach Israel und USA.
verschiedene CHASSIDIM-DYNASTIEN
Rabbi von Gur
- wichtigster chassidischer Hof, der in Israel sein Zentrum hat ( 3 Jeschiwot in Jerusalem, Tel Aviv und Bnei Braq)
Dynastie: Alter-Familie
* R. Simcha Bunem Alter (1899 ? - , Rabbi von Gur)
- großer Einfluß auf die Poale Agudat Israel
- Kompromiß gegenüber dem Zionismus ( Koalition mit den Arbeiterparteien ) , weshalb der Rabbi von den Satmarer Chassidim angefeindet wird
- traditionell ist der Gurer Rebbe Vorsitzender des "Rates der Großen in der Thora"
Rabbi von Belz
- ostgalizische Dynastie
* Shalom ben Eleazar Rokeah
- er lebte 1816- 56 in Belz und begründete eine chassidische Dynastie
vor. d. 2. WK : ca. 150 000 Anhänger in Ostpolen und Ungarn
- Neuanfang in Tel Aviv ( nur wenige Überlebende )
* Isaschar Dov ( Rabbi ; Nachkomme von Rokeah )
- in religiöser Hinischt radikaler als die anderen Chassidim ( sehr strenge Auslegung, eigener Obersten Gerichtshof-- Nichtanerkennung des israelischen Oberrabbinats )
1988 von der Agudat Israel abgewandt und Unterstützung der Degel DaThora (aschkenasische Schwesterpartei der Schass- Partei )
heute : ca. 10 000 Chassiden ( 3. größter Hof mit steigender Tendenz )
LUBAWITSCHER ("chabad")
- rationalistischer Chassidismus , frei von magischen Elementen
3 Grundprinzipien:
Intelligenz, Verständnis, Wissen. (die Jünger sollen durch ihren Verstand zum vollen Glauben kommen).
Sie meinen mit ihrer " religiösen Weisheit " eine wissenschaftliche Weltanschauung zu vertreten. Aber de facto werden immer die Entscheidungen des Rabbi eingeholt und als persönliches Orakel akzeptiert.
- im Gegensatz zu den anderen Chassidim stellen sie ihren Rebbe (als messianische Persönlichkeit )in den Mittelpunkt ihrer Erwartungen und ihres Glaubens
- sehr missionarische Bewegung (Missionsstrategien mit modernsten technischen Mitteln) in Israel und USA (das Zentrum ist in Brooklyn)
Schneerson-Dynastie
* Rabbi Joseph Isaak Schneersohn ( 1880- 1950 )
- einer der prominentesten jüdischen Führer ( er bewirkte er starkes jüdisches revival )
- 1927 wurden die jüdischen Gemeinden in der UDSSR aufgelöst und er wurde zum Tode verurteilt, kam aber auf internationalen Druck frei und ging in die USA
- er baute eine weltweite Organisation auf ( Renaissance der Orthodoxie in den USA ausgelöst )
- 1948 Kefar Habad in Israel gegr.
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* Rabbi Menachem Schneerson ( Rabbi v. Lubawitsch, 1902-1996)
- große weltweite Expansion
- 1955 Jugendorganisation gegr.
- großer politischer Einfluß in Israel
- für ihn ist die aliya nach Israel eine falsche Erlösung, die die Enthüllung der wahren Erlösung verhindert
- er ist der 7. Lubawitscher Rebbe aus seiner Dynastie und nach dem Glauben wird der 7. Rebbe der Messias sein
- sicherheitspolitischer Falke ( besetzte Gebiete, ) -- deshalb unterstützt er auch , im Gegensatz zu den anderen Chassidim, die israelische Armee. (Ableistung des Wehrdienstes)
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- die Schätzungen der Anhänger gehen bis zu 500 000 weltweit (aber unsichere Quelle)
1988 näherte er sich der Agudat Israel an und sorgte für deren Wiederaufstieg
1988 : 5 Abg. ( während die Schass- Partei seines Feindes Schach 6 Abg. hatte)
* sein Erzfeind Rabbiner Schach ist der Führer der litauischen Jeschiwot in Israel
( für ihn ist der Holocuast eine Strafe für den jüdischen Säkularismus)
SATMARER CHASSIDIM
- radikale Fraktion der Ultraorthodoxen, die jede Form politischer Aktivität ablehnt
- benannt nach dem Ort Satu Mare im ehemaligen Ungarn und heutigen Rumänien. Dort lehrte in den 1930er Jahren Rabbi Joel Teitelbaum (1888- 1979), der aus einer alten Rabbidynastie stammte, die von Rabbi Moishe Teitelbaum ( 1759- 1841 , " the wonder working zaddik ") begründet wurde.
Rabbi Joel Teitelbaum überlebte das KZ Bergen- Belsen durch eine Freikaufaktion und lehrte von 1946- 1979 Williamsburgh (Stadtteil von NY), wo er einen neuen Hof begründete. Williamburgh wurde in einen Staat im Staate umgewandelt (u.a. eine der größten Jeschiwa / Welt mit 5 bis 7 000 Schülern )
Mitte der 80er Jahre :
- Hauptsiedlungsgebiete: Williamburg (NY), Mea Shearim ( Jerusalem), Bnei Brak ( Tel Aviv )
- traditionelles Shtetl- Leben in übersteigerter Form ( wegen ihrer extremistischen Grundhaltung )
- starke Absonderung von der Umwelt ( auch von den nicht orthodoxen jüdischen Gruppen )
- besonders strenge Einhaltung der Mizwot (soziale Kontrollmaßnahmen)
- jede Teilnahme am Staat ist ein Sakrileg
- jiddische Sprache ( für sie kommt die Profanierung der Sprache der Thora ( hebräisch ) einer fortwährenden Blasphemie gleich)
- z.T. gewalttätige Aktionen
- hohes Maß an lokaler Autonomie ( eigene Arbeitsvermittlunge, Geschäfte, Hospitäler, Verlage, Schulen, und ein eigenes Busnetz in New York)
- alle Feinde der Zionisten sind ihre Verbündete , da nur die Zerstörung des Staates Israel die Ankunft des Messias ermögliche
- extrem antizionistische Grundeinstellung : jegliche jüdische Herrschaft vor dem Kommen des Messias ist Ketzerei und eine Leugnung Gottes, denn nur er kann erlösen und unterwerfen
("der Holocaust ist die Strafe Gottes für die Sünden der Zionisten")
- feindliche Einstellung gegenüber den Lubawitschern, wegen deren freundlichen Haltung gegenüber dem Zionimus
in Israel sind sie vertreten durch :
NETURE KARTHA (" Wächter der Stadt ")
- die in Mea Shearim (Stadtteil von Jerusalem) und B`ne B`rak siedeln
- 1935 Abspaltung von Agudat
- einzige Gruppe, die jegliche Zusammenarbeit mit dem Staat ablehnt (finanziert werden sie von Spenden aus der Diaspora und z.T. von Agudat)
- gegen die Aufweichung der Haltung gegenüber dem Zionismus, als die Juden in Europa verfolgt wurden. Für die NK war es nicht vertretbar , Widerstand gegen den Nationalsozialismus zu leisten und die Juden sollten die "Glorie des Martyriums " auf sich nehmen.
- völlige Orientierung an die Traditionen und Sitten des Schtetl ( kein Gebrauch des Hebräischen im täglichen Leben )
- z.T. gewalttätige Haltung (Blockaden von Straßen am Sabbat, Steinwürfe als Mittel zum Schutz des Sabbat)
- Neture Kartha prägt das Image der israelischen Orthodoxen als bärtige, eilfertige und fanatische Juden
Ein Rabbi als palästinensischer Minister
- Rabbi Moshe Hirsch, Führer der Neture Kartha, macht schon seit Jahrzehnten durch öffentlichkeitswirksame Aktionen auf seine Sekte aufmerksam. Besonders spektakulär ist sein Verhältnis zu den Palästinensern. 1974 gratulkierte er der PLO zur Anerkennung des palästinensischen Volkes durch die Vereinten Nationen. 1988 bat er um die Aufnahme ins palästinensische Exil-Parlament. Höhepunkt war dann 1994 die Ernennung zum Minister für jüdische Angelgenheiten durch Arafat.
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