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Die Wirtschaft und die Mafia

Oberstes Ziel der Mafia ist das Gewalt- und Protektionsmonopol in einem bestimmten Territorium (neben dem Staat), das dann der Mafia ihre einträglichen Geschäfte ermöglicht. Ein Klima der mafiosen Einschüchterung reicht für die Überzeugung der Unternehmer aus, wonach der Staat unfähig zur Sicherung des friedlichen Zusammenlebens ist und andererseits der Schutz durch die Mafia in diesem Umfeld in optimalerweise profitable Geschäfte ermöglicht. In kleineren Orten bestand die Hauptbeschäftigung eines Mafiabosses in dem Schlichten von Streitigkeiten aller Art und in einer Art Maklertätigkeit in allen Bereichen, gegen einen entsprechenden Obolus. Möglich war dies jedoch nur, wenn er im Ort allgemein respektiert oder gefürchtet wurde.

In den Städten Siziliens versuchte die Mafia unter Einsatz aller Mittel, möglichst beständige Beziehungen zu zahlreichen Unternehmen aufzubauen und Bedingungen zu schaffen, daß diese prosperieren können. Firmen, die mit der Mafia zusammenarbeiten oder Mafiosi gehören, haben gegenüber ihren Konkurrenten große Wettbewerbsvorteile, solange ein Klima der mafiosen Einschüchterung besteht und der Staat für keine Chancengleichheit sorgt. Die protektiven Leistungen der Mafia für ihre Klienten bestehen aus dem Schutz vor "normaler" Kriminalität, Vermittlung bei und autoritative Regelung von Konflikten und die Garantie vertraglicher Absprachen.

In der Regel schützt die Mafia nicht nur eine Firma einer Branche, sondern versucht Kartelle und Abkommen zwischen den Firmen zu organisieren. Dabei ist es die Aufgabe der Mafia, die einzelnen Firmen vor gruppeninternen Konflikten zu schützen und die Verwirklichung der Abkommen, in dem z.T. über 100 Firmen organisiert sind, zu garantieren. Als Gegenleistung verlangt die Mafia entweder eine Provision oder sogar eine Teilhaberschaft, wodurch zu beiderseitigem Vorteil organische Beziehungen entstehen können: Indem die Mafia durch Druck oder sonstige Einflußnahme für einen fließenden Auftragsfluß sorgt, prosperiert das Unternehmen.
Dabei ist es jedoch nur schwer abzuschätzen in welchem Umfang die Leistungen real sind und die Empfänger dies auch als Leistungen empfinden im Rahmen Leistung /Gegenleistung oder in welchem Umfang sie nur fiktiv sind, d.h. ob Schutz nur vor einer Gefahr angeboten wird, die der Schützende selber androht.

Die Mafia bot zum Beispiel auch einen recht wirksamen Schutz vor Entführungen, die in den 1970er Jahren in Italien stark zunahmen. Die Ursache lag in einem Beschluß der cupola von 1974, der Entführungen in Sizilien untersagte. Ausschlaggebend dafür war die Tatsache, daß viele Unternehmer unter dem Schutz einer bestimmten Mafiafamilie standen und bei einer Entführung durch eine Mafiafamilie wären Gewalttätigkeiten untereinander eine Zwangsläufigkeit. Außerdem hätte es Zweifel an der Effizienz des Schutzes zur Folge gehabt und zudem die Aufmerksamkeit der staatlichen Verfolgungs-behörden stark erhöht.

Der Mafia-Forscher Diego Gambetta vertritt , aufgrund von zahlreichen pentiti-Aussagen und neueren Forschungen detailliert seine These, daß die realen Leistungen der Mafia unterschätzt werden, wenn nur von Schutzgelderpressungen gesprochen wird. Denn von großer wirtschaftlicher Bedeutung sind die Schutzgelder für die Mafia nicht mehr, seitdem die Märkte für öffentliche Aufträge, die EG-Subventionen und die illegalen Märkte (Drogen) als Finanzierungsquelle in den Vordergrund getreten sind.

Unternehmerische Mafia

In den 70er Jahren entwickelte sich dann eine unternehmerische Mafia, die nicht nur Unternehmen "schützte", sondern eigene Firmen gründete und dabei großen Erfolg erzielte. Der Hauptgrund lag in den Wettbewerbsvorteilen, die sich die Mafiafirmen durch den Einsatz von Gewalt und anderen illegale Aktivitäten verschufen.

Gerade im öffentlichen Auftragswesen nutzen diese Firmen Gewalt oder Gewaltandrohungen, um andere Firmen von Ausschreibungen fernzuhalten. Daneben werden die Arbeiter ihrer Firmen unterbezahlt, Sozialversicherungs-beiträge hinterzogen, eine gewerkschaftliche Organisierung verhindert und Arbeiterrechte vorenthalten.

Auch finanziell verfügen die Mafiafirmen über einen großen Vorteil, denn sie sind in der Regel nicht auf Bankkredite mit hohen Zinsverpflichtungen angewiesen, sondern finanzieren sich über Drogen- und andere Schwarzgelder, die über spezielle Banken mittels Geldwäsche wieder in den legalen Geldumlauf transferiert werden.

Alle diese Wettbewerbsvorteile gelten natürlich nur gegenüber Nicht- Mafiafirmen. Wenn mehrere Mafiafirmen sich um einen Auftrag bewerben, entsteht ein Klärungsbedarf zwischen den einzelnen Familien, der oft zu harten Konflikten führt.

Die Organisation der Mafiafirmen orientiert sich in der Regel nicht nach modernen Managementpraktiken, sondern eher an traditionellen Praktiken und an der Verwandtschaftsbasis. Schneller Reichtum und spekulative Geschäfte zählen mehr als der stetige Aufbau eines Unternehmens, womit der Mafiosi vom Typ her ein Abenteuerkapitalist ist.

Die wirtschaftliche Tätigkeit hat für die Mafiosi stark an Bedeutung gewonnen, aber diese erfolgt nur in der Funktion als Privatmann und ist keine Angelegenheit der Mafiaorganisation als solcher. Dabei kann der einzelne Mafioso jedoch auf die Unterstützung seiner cosca zurückgreifen, um sich Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Auch der Drogenhandel wird von den Mafiosi auf eigene Rechnung betrieben, oft sogar mit Partnern außerhalb der Mafia.

Abschließend muß betont werden, daß das Ziel der einzelnen cosca nicht die wirtschaftliche Tätigkeit ist, sondern die Macht in einem speziellen Territorium.

Einnahmequellen:

  • Öffentliche Aufträge:
    - der Schwerpunkt liegt hierbei im Bauwesen. Mafiafamilien agieren meist nur als Generalunternehmer, die die eigentliche Arbeit Subunternehmern überlassen. Dabei fördert die mafia die Bildung von Kartellen, die auch über 100 Firmen umfassen können Die Mafia garantiert die Aufteilung im Bausektor und sorgt für eine gleichmäßige Streuung der Aufträge an ihre "Kunden". Dies schafft jedoch sehr komplexe Situationen, da meist viele Maifafamilien und Firmen betroffen sind und erfordert einen hohen Kooperationsgrad zwischen den Mafiafamilien.
     
  • Entführungen
    - 1972- 1989 --- 539 Entführungen + Dunkelziffer---bes. in Kalabrien/Sardinien
    - 1979- 1989 ca. 18 Mrd DM Lösegelder
    - in diesem bereich ist die sizilianische Mafia jedoch nicht stark vertreten, sondern überwiegend die kalabrische Mafia und sardinische Clans
     
  • Waffengeschäfte (z.T. im Handel mit Drogen)
     
  • Banken
    - dürfen ohne Zustimmung und relevante Kontrolle durch die Zentralbank gegr. werden
    * M.Sindona (Pionier d. Geldwäsche im großen Stil)
    - er ermöglichte erst die Expansion im Drogengeschäft in d. 70er Jahren, indem er die Verbindung zwischen legalen und illegalen Finanzmärkten herstellte
     
  • Prostitution und Glücksspiel lehnt die sizilianische Mafia strikt ab
     
  • Subventionsbetrug aller Art (insbesondere Subventionen der EU)
     
  • Regulierte Märkte
    Für die Öffnung eines Marktes für die mafiose Penetration müssen bestimmte Bedingungen vorliegen:
    * heimliche Absprachen müssen aufgrund einer harten Nachfrage, einer nur geringen Differenzierung der Produktion usw. ein ansprechendes Ziel sein.
    * heimliche Absprachen müssen einer gewissen Problematik unterliegen (z.B. einer großen Zahl von Firmen und einem leichten Zutritt zur Branche
    = z.B. Müllabfuhr, Bau, Lebensmittelgroßhandel
     
  • Zigarrettenschmuggel
    ab Ende der 40er Jahre (im ganzen Mittelmeerbereich durchorganisiert)
    - sehr profitable Branche

Drogen

Bis Ende der 60er Jahre verzeichnete Italien nur einen geringen Drogengenuß, aber Italien war ein Durchgangsland für das Heroin nach den USA. Veredelt wurde es in Südfrankreich. Die Bedeutung der Mafia lag insbesondere in der Vermittlung (vertrauliche Kontakte zu der US- Mafia) und im Transport . Die Einfuhr war dabei die problematischste Seite (wg. Fehlendem Vertrauen; Vorauszahlung war notwendig).

Die Garantie der Mafia für Drogengeschäfte ist viel schwieriger als bei den Zigarretten, trotz der Vorteile, daß Heroin leichter und besser zu verstecken ist.

Probleme bei Drogengeschäften:

  • weit entfernte Ursprungsländer (schwieriger Kontakt und Kontrolle)
  • sehr hohes finanzielles Engagement
  • lange Kette von Vermittlern
  • unterschiedliche Qualität der Produkte
  • auf jeder Bearbeitungs- und Vertriebsstufe kann der Stoff gestohlen und verfälscht werden

Wegen der hohen Risiken wurde kein Schutz für den gesamten Ablauf der Geschäfte gegeben, sondern nur für einzelne Geschäftsabschnitte, die meist auch von verschiedenen Personen und Gruppen organisiert wurden. Die Mafia beteiligt sich nicht als Organisation am Drogengeschäft, sondern es sind Geschäfte einzelner Clans, die auf eigene Rechnung arbeiten, aber die Netze der Organisation benutzen, um Drogen nach USA und Europa zu schmuggeln. Die sonstigen Abgrenzungen zwischen den Mafiafamilien waren für den Drogenhandel irrelevant, denn jeder konnte mit jedem Geschäfte betreiben (auch mit Nicht- Mafiosi). Trotz aller Risiken war das Drogengeschäft für die Mafia sehr attraktiv, da kein anderer Markt solche Gewinnspannen bietet.

Ende d. 80er Jahre wurden sie jedoch in vielen Märkten von anderen ethnischen Gruppen im Drogengeschäft verdrängt

Strategieänderung in den 80/90er Jahren

In den 80er Jahren zeigte sich, dass die Mafia den Schwerpunkt in der Wirtschaft veränderte: Sie begnügte sich nicht mehr mit der parasitären Erpressun von (Bau-)Firmen im öffentlichen Bereich, sondern sie versuchte, den ganzen Sektor zu kontrollieren, d.h. sie suchte die integrierte, vertikale Kontrolle im Baubereich.

Im Prozess gegen Angelo Sino wurden die Einzelheiten der Systems sichtbar: Siino, ein enger Vertrauter des Mafiabosses Brusca oranganisierte für die Mafia ein weitgefächeres Kartell, das die Bauausschreibungen kontrollierte. Lokale Behörden/Politiker arbeiteten mit verschiedenen Mafia-Clans bei den Bauausschreibungen zusammen und bildeten temporäre Bündnisse. Siino organisierte die Ausschreibungsdurchführung und die Auswahl der Subunternehmer aus den lokalen Mafiafamilien. Die Gewinnerfirmen mussten im gegenzug Anteile an den Kartellorganisator (Siino) zahlen, der sie entsprechend an die beteiligten Mafiafamilien und Politiker weiterleitete.

In der 2. Hälfte der 80er Jahre weitete sich das System über die sizilianische Hauptstadt Palermo auch in die Umgebung aus. Siino wurde verhaftet und 1997 nur zu 8 Jahren Haft verurteilt, da er bei den Behörden auspackte.

Hohe Mittelzuflüsse der Zentralregierung in Rom und von der EU für Infrastrukturprojekte garantieren der Mafia weitere Bauprojekte in der Region. Größtes Objekt, um das sich die Mafiafamilien momentan bemühen ist der Bau der ca. 5 Mrd EURO teuren Brücke, die Sizilien mit dem Festland verbinden soll. Baubeginn: 2005.  

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Hintergrund zum Projekt Mafia/Berlusconi und zur Aktualität der Daten.

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P.Arlacchi
(einer der renommiertesten Mafia-Kenner und Leiter des UNO- Antidrogen -Programmes):
Arlacchi bezeichnete Schutzgelder, die für alle Formen des Besitzes bestehen, als "ein paralleles System der öffentlichen Besteuerung, das leistungsfähiger als das des Staates ist" und durch eine allgemeine Stabilität zur Erhaltung der Ordnung beiträgt.

Salvo-Familie

Die salvo-Cousins kontrollierten in Sizilien den Großteil der 334 Konzessionen zur Eintreibung der Kommunalsteuern, gegen eine Provision von 7-10 %. Durch den Aufbau eines sehr effizienten Eintreibungsapparates, der auf ihren Mafiaverbindungen aufbaute, erhöhten sich die Steuermoral und die staatlichen Steuereinnahmen in beträchtlicher Weise. Die Salvos galten als die wichtigste Familie an der Schnittstelle von Mafia, Politik und Wirtschaft. Als ihnen 1984 die Konzessionen entzogen wurden, sanken die Einnahmen dann wieder auf den alten Stand.

 
Vincenzo Piazza

- eine der Schlüsselfiguren der Mafia im Wirtschaftsbereich - er bekam oft Hinweise auf zukünftige Baugebiete. Dort kaufte er Land mit Mafiageldern aus ganz Sizilien und mit hohen Krediten sizilianischer Banken und errichtete zahlreiche Gebäude, die er an Behörden weitervermietete. Portegiert wurde er vom starken Mann der Christdemokraten in Palermo, V. Ciancimino. Vermögenswerte (ca. 1 Mrd $) wurden nach seiner Verhaftung beschlagnahmt.

 
Gaspare Giudice

- 1980-85 Manager der Sicilcasse-Filiale in Termini Imerese. Sicilcasse war die 2.grösste sizilianische Bank, die 1997 zusammenbrach (Mafia-Infiltration, Missbrauch durch Politiker, schlechtes Management)
- 1986 verhaftet (Geldwäsche, aber letztlich freigesprochen)
- 1996 Abgeordneter/Forza Italia
- 1995-98 Forza Italias Vize-Koordinator in Sizilien
- 1998 verhaftet und 1999 Prozess (Assoziation mit der Mafia, Betrug und Geldwäsche)