Im April 2002 wurde Antonio Giuffre, die frühere Nummer 2 der Mafia verhaftet und Ende 2002 packte er gegenüber den Ermittlern aus. Er beschuldigt einzelne Forza-Italia Politiker, enge Kontakte zur Mafia zu haben. Dabei erwähnte er insbesondere dell`Utri und Berlusconi. Dell`Utri soll geholfen haben, Fininvest mit Hilfe von Mafiageldern solvent zu halten. Berlusconi und dell`Utri sollen über einen langen Zeitraum gestückelte Bargeldsummen knapp unterhalb der Meldegrenze bei Banken eingezahlt haben. (Vor Gericht sagten sie, daß es Geschenke waren).
Doch schon zu Beginn von Berlusconis Karriere gab es mögliche Kontakte zur Mafia. Berlusconis Vater war Direktor der kleinen Rasini-Bank in Mailand. Der Bankier Sindona bezeichnete die Rasini-Bank als eine der Banken, die die Mafiagelder wusch. Auch Berlusconi erhielt in der Anfangszeit hohe Geldsummen von der Rasini-Bank.
Berlusoncis langjährige rechte Hand Dell`Utri hatte schon in den 60er Jahren Kontakte zum sizilianischen Unternehmer Filippo Rapisarda, der für viele Mafiabosse als Verbindungsmann für Investitionen in den Norden Italiens fungierte.
Pikant ist auch, daß Berlusconi in den 70er Jahren ausgerechnet den Mafiaboss Vittorio Mangano zwei Jahre lang als Angestellten in seiner Villa Arcore führte. Berlusconi beteuert, nichts davon gewußt zu haben.
Viel wichtiger als diese Einzelkontakte ist jedoch das politisch-juristische Zusammenspiel von Mafia und Politik in Sizilien, das Berlusconi anscheinend von den Christdemokraten übernommen hat.
Nach den politischen Verwerfungen und dem Niedergang der ständig regierenden Christdemokraten entstand 1993 ein politisches Vakuum. Berlusconi nutzte konsequent seine Chancen, die ihm seine Fernsehsender boten und baute in kurzer Zeit eine eigene Partei auf, mit Forza-Clubs in allen Gegenden Italiens. Sizilien war bisher stets die Domäne der Christdemokraten gewesen, u.a. basierend auf einem politisch-stratgeischen Büdnnis mit den lokalen Mafiafamilien.
Diese Position der Christdemokraten übernahm nun Forza Italia. Für Forza Italia bedeutete dies erhebliche Vorteile, da die straff organisierte Mafia erhebliche Wählerstimmen im Umfeld "garantieren" konnte und Forza sonst eine eigene Oranisation in Sizilien aufbauen müsste.
Die Mafia suchte nach neuen Patronen in der Politik, die ihr juristischen und politischen Schutz bieten konnte. Innerhalb der Mafia wurden bereits Pläne diskutiert, eine eigene sizilianische Partei zu organisieren, als Berlusconi seine Parteigründung bekannt gab. Hauptverbindungsmann soll der Berlusconi-Vertraute dell`Utri gewesen sein, der momentan deswegen vor Gericht steht. Er soll langjährige Beziehungen zu hochrangigen Mafiosi gehabt haben und auch bei der Flucht von Mafiosi hilfreich gewesen sein.
Ein erfolgreiches Bündnis zwischen Forza Italia und der Mafia. 2001 gewann die Forza Italia-Koalition alle Direktmandate auf Sizilien.
Gianfranco Micciche |

- 10 Jahre Manager bei Publitalia/Sizilien
- seit 1994 Abgeordneter Forza Italia
- 2001 Vize-Finanzminister
- Er gilt als rechte Hand von Dell `Utri in Sizilien
- Laut Anti-Mafia Kommission hat er Verbindungen zu Personen aus dem Umfeld der Bancario Mafiafamilie in Palermo
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Vittorio Mangano |

- Mafioso
- 1973/74 Hausmeister in der Mailänder Villa von Berlusconi
- Sein Mafiaboss S. Cancemi erzählte den Behörden 1993, dass Mangano für die Mafia die Verbindung zu Fininvest hielt.
- In den 80er Jahren in Haft, wo er 2000 verstarb
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Berlusconi und die Justiz
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