Berlusconi - Der Fernsehtycoon
Berlusconis Medienkarriere begann 1973 mit der Gründung des Kabel-TV Senders TELEMILANO für seine Großsiedlungen in Mailand, aus dem sich 1980 dann der TV Sender Canale 5 entwickelte. Berlusconis Problem bestand darin, daß Kabelsender in Italien nicht landesweit senden durften.
Mit findigen Tricks gelang es ihm jedoch nahezu landesweit zu senden: Er produzierte täglich ein Master-Tape mit dem gesamten Programm für den nächsten Tag, das er an dann an aufgekaufte Lokalsender und Partnersender in ganz Italien verschickte. So entstand der Eindruck, dass er landesweit senden würde. 1982 erwarb er noch den Sender Italia 1 sowie 1984 den Sender Rete 4.
Patronage durch Ministerpräsident Craxi
1984 verfügten einige Städte die Schließung seiner Sender, eine ernsthafte Bedrohung für den hoch verschuldeten Kabelkonzern. Durch politische Protektion des sozialistischen Ministerpräsidenten Bettino Craxi, der ein enger Weggefährte von Berluconi in Mailand war, konnten seine Sender per Dekret auf Sendung bleiben. Das Parlament verweigerte die Zustimmung, gab aber nach, als Craxi mit seinem Rücktritt drohte.
Berlusconi brachte frischen Wind in das angestaubte TV-Programm. Er engagierte bekannte TV-Stars, erwarb Filmrechte in Hollywood und bot vielen Firmen mit seinen Werbeblöcken eine Alternative zu den staatlichen RAI-Sendern. Die 3 RAI-Sender lagen fest in politischen Händen, waren überbürokratisiert, ineffizient und daher unfähig auf das seichte und populäre Unterhaltungsproramm von Berlusconi zu reagieren.
Praktischerweise setzte Premierminister Craxi 1986 mit Enrico Manca einen neuen RAI-Präsidenten ein, der seit den 70er Jahren mit dem Berlusconi-Intimus Previti befreundet war und der auch Previtis Anwalt war.
Noch wichtiger war Craxis Hilfe bei der Durchsetzung des Rundfunkgesetzes von 1990, das Berlusconis Macht im Medienbereich erst festigte. Nach äußerst kontroversen Auseinandersetzungen wurde die Anzahl der landesweiten privaten TV- Sender auf drei begrenzt. Zufälligerweise gehörten alle bestehenden drei Sender Berlusconi und es durften keine neuen Sender gegründet werden. Premierminister Andreotti stellte die Vertrauensfrage, als Craxi mit einem Koalitionsbruch drohte. 5 Minister traten aus Protest gegen das Gesetz zurück.
Spätere Ermittlungen ergaben, dass Berlusconi und seine Firmen alleine in den Jahren 1991 und 1992 ca 14 Mio EURO an Craxi und die Sozialisten spendeten. Ein hoher Beamter, der an dem Gesetz beteiligt war, erhielt anschließend einen hochdotierten Beratervertrag bei der Fininvest-Holding von Berlusconi, ein anderer Mitarbeiter wurde 1993 verhaftet.
Die Privatsender zeichnen sich durch ein sehr seichtes und auf pure Unterhaltung ausgerichtetes Programm aus. Sie erreichen einen Marktanteil von fast 50% der Zuschauer. Diese geballte Meinungsmacht nutzte Berlusconis später in seinen Wahlkämpfen in extremer Form aus. Die Tochtergesellschaft Publitalia ist die absolut beherrschende Firma auf dem Werbemarkt in Italien.
1994 spaltete Berlusconi die TV- und Werbebeteiligungen von Fininvest ab und gründete dafür die MEDIASET. 1996 folgte dann der Börsengang von Mediaset.
Kontrolle über die staatlichen TV-Sender der RAI
In seiner zweiten Amtsperiode als Ministerpräsident ab 2001 brachte Berlusconi durch Umbesetzungen in der Managerriege auch zwei der drei staatlichen RAI-Sender unter seine effektive Kontrolle. Bekannte kritische Journalisten und deren Sendungen wurden abgesetzt, nachdem Berlusconi öffentlich einen kriminellen Gebrauch des öffentlichen Fernsehens beklagt hatte. Die Entmachtung der RAi erreichte 2004 mit dem Lex Gasparri seinen Höhepunkt.
RAI und Berlusconis`Mediaset kommen zusammen auf einen 90% Zuschauermarktanteil und 96% der TV-Werbeeinnahmen.
Lex Gasparri oder "gespielt wird nach Berlusconis Regeln"
Das sog. Lex Gasparri beseitigte auch einige Ärgernisse und Beschränkungen für das Medienimperium von Berlusconi.
Nach einem aus dem Jahre 1997 stammenden Gesetz durfte kein Unternehmer mehr als zwei nationale Fernsehsender besitzen und nicht mehr als 30% des Gesamtmarktes kontrollieren. Eine Regelung gegen die Berlusconi ungehindert verstieß. Erst auf Veranlassung des Staatspräsidenten Ciampi im Juli 2002 und des Verfassungsgerichtshofes musste bis Ende 2003 eine endgültige Lösung gefunden werden, sonst drohte einem Berlusconi-Sender die Abschaltung.
Berlusconi konnte das Gesetz nicht verhindert, aber er fand eine Lösung: Er änderte den Umfang des zu regulierenden Marktes. Zum einen wurde die Definition von "landesweiten Sendern" geändert. Diese mussten nun nur noch mindestens 50% statt 80% der Italiener erreichen. Günstig für Berlusconi, denn dadurch darf er seine 3 Privatsender behalten. Zum anderen wurden nun auch Kinoeinnahmen, Verlagsumsätze und das Internet zu den Werbeinnahmen mit einbezogen und Berlusconis Anteil sank unter die 30% Marke des Gesamtmarktes.
Dieses Lex Gasparri konnte erst nach langen Auseinandersetzungen verabschiedet werden. Staatspräsident Ciampi verweigert die Unterschrift, das Parlamanet verhinderte beim ersten Durchlauf das Gesetz. Letzlich konnte Berlusconis es doch durchsetzen.
Diese Ballung von wirtschaftlicher, politischer und medialer Macht ist in Europa ohne Beispiel.
Aufbau eines Wirtschaftsimperiums
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