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Der Allon-Plan als Grundlage
Im November 1967 stellte der stellvertretende Ministerpräsident und AH-Führer Yigal Allon
einen Siedlungsplan (siehe Abb.1) vor, der zwar 1968 von der Knesset als Siedlungskonzept genehmigt wurde, aber nicht
den Status eines endgültigen Territorialplans erhielt, da der religiöse Koalitionspartner NRP die Zustimmung
verweigerte. Es entstanden später noch Erweiterungen des Planes, bis 1970 die endgültige Fassung vorlag.
Allon galt als großer innerparteilicher Gegenspieler von M.Dayan. Er konzipierte mit dem Allon-Plan zwar die
Grobplanung für die besetzten Gebiete, aber bei der Umsetzung konnte Dayan seine eigenen Vorstellungen weitgehend
durchsetzen und Änderungen in seinem Sinne vornehmen.

Bei den Planungen in der Westbank mußte auf die besonderen
geographischen Begebenheiten dieses Gebietes Rücksicht genommen werden. Der nördlich Teil der Westbank (im
israelischen Sprachgebrauch: "Samaria") wird von einem 130 km langen und im Durchschnitt
40 km breiten Bergland bestimmt, von dem sich sowohl die Mittelmeerküste als auch das Jordantal übersehen läßt.
In diesem Gebiet wohnt die Masse der palästinensischen Bewohner. Primäre Siedlungskriterien sind zum einen die dort
verlaufende Wasserscheide, die die Landwirtschaft erst ermöglicht und zum anderen die strategischen Vorteile der
Bergrücken. Palästina ist seit Jahrtausenden stets umkämpft gewesen oder diente als Durchzugsgebiet diverser Armeen und
Eroberer. In solch einer Situation bot die Ansiedlung in den unzugänglichen Bergregionen eindeutige Vorteile.
Für die Israelis hatte die westlichste Bergkette die höchste Priorität, denn sie bietet einen Überblick auf die
Hälfte der israelischen Küstenlinie, einschließlich der Großstadt Tel Aviv. Die Entfernung von der Westbank zur Küste
beträgt an der schmalsten Stelle nur 11 km.
Der südliche Teil der Westbank (israelisch:
"Judäa")
besteht im Westen aus einer sehr kompakten Gebirgsmasse, die ca. 85 km lang und im Süden eine maximale Breite von 50 km
einnimmt Im Osten erstreckt sich die nur von Beduinen besiedelte judäischen Wüste, die in
der gesamten Länge in einer Steilküste zum Toten Meer hin abfällt. Die strategische Priorität dieser Region war für die
Israelis nur sehr gering, da diese Steilküste für potentielle Angreifer ein absolutes Verkehrshindernis darstellt. Die
Klippenküste ließ nicht einmal Platz für einen ausgebauten Pfad. Erst nach 1967 wurde durch Felsensprengungen erstmals
eine Küstenstraße von Jericho nach Sodom entlang des Toten Meeres gebaut
Die beiden Gebirgsmassive im Norden und Süden der Westbank werden nur im sogenannten Jerusalem-Sattel
durchschnitten, der sich von Jerusalem über Jericho bis hin zum Jordantal erstreckt. Dieser breite Paß stellt die
einzige wirkliche Landverbindung zu Jordanien dar und diente den Jordaniern stets als Aufmarschgebiet gegen die
Israelis. Strategisch ist die Kontrolle dieses Streifens für die Israelis unabdingbar. Daher ist es auch nicht
verwunderlich, daß gerade dieses Gebiet das Hauptansiedlungsgebiet für die jüdischen Siedlungen wurde. Die Konzeption des Allon-Plans ("policy of secure and defensable borders") basierte in erster Linie auf diesen strategischen Überlegungen zur Geographie der Westbank.
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Auf den schlechten Erfahrungen des Krieges von 1956 aufbauend, beabsichtigte der Allon-Plan eine schnelle Besiedlung
der besetzten Gebiete bevor internationaler Druck die Israelis zum Rückzug zwingen würde. Siedlungen auf dem Golan
sowie in der Rafah-Region auf dem Sinai sollten die Grenzen gegen Syrien und Ägypten absichern.
Entlang des Jordantals wurden Siedlungen eingeplant, um die palästinensischen Gebiete in der Westbank einzukreisen und
Galiläa im Norden Israels mit dem Negev im Süden zu verbinden.
In der ersten Phase wurden dort 13 Wehrsiedlungen (Nahal) errichtet, die anschließend in zivil organisierte
landwirtschaftliche Siedlungen umgewandelt wurden. Zur Bildung einer zweiten Abwehrkette gegen Jordanien wurden weitere
zehn Siedlungen an der neu gebauten Allon-Straße auf den östlichen Bergen des Samaria-Gebirges gebaut.
Prognostiziert wurde eine langfristige jüdische Bevölkerungszahl von 20 000 Siedlern; eine Schätzung, die bei
weitem nicht erreicht wurde, weil die sozialistische Kibbuz-Bewegung als traditionelle Siedlergruppe die Ansiedlung nur
sehr halbherzig unterstützte. Nur wenige Siedler waren gewillt, sich in den kargen Pioniersiedlungen, die das Militär
gegründet hatte, anzusiedeln und als Pufferzone gegen militärische Angriffe zu dienen. Bis 1985 hatten sich insgesamt
nur 2 000 Personen an dieser vordersten Front im Jordantal angesiedelt.
Ein zweiter Schwerpunkt des Allon-Planes befaßte sich mit der Zukunft Jerusalems.
Seit der Teilung der Stadt infolge des israelischen Unabhängigkeitskrieges von 1948 war die Wiedervereinigung der Stadt
eines der Hauptziele der israelischen Politik. Als 1967 die Klagemauer im arabischen Ostteil der Stadt wieder für die
Juden zugänglich wurde, gab es einen allgemeinen Konsens unter den Israelis, daß Jerusalem nie wieder geteilt werden
darf.
Bei der Einverleibung des Ostteils Jerusalems sollten nach dem Allon-Plan auch in der weiteren Umgebung der Stadt, auf
dem Boden der besetzten Gebiete möglichst weite Gebiete mit geringer palästinensischer Bevölkerung in die
Verwaltungskompetenz Jerusalems einbezogen werden.
In diesen Gebieten wurde daraufhin von 1968 bis 1970 zügig mit dem Bau der jüdischen Vorortsiedlungen French Hill,
Ramat Eshkol, Maalot Dafna und Givat HaMitvar begonnen, die eine eigenständige autonome Struktur zur Versorgung der
Bevölkerung aufwiesen und durch separate Straßen mit Jerusalem verbunden wurden. Ab 1973 wurde dann in der zweiten
Phase der Grundstock für die Siedlungen Ramot, Neve Yaavoc, East Talpiot, Gilo und Sanhedria Extension gelegt. Mit
diesen neuen Siedlungen wurde endgültig die Basis für einen jüdischen Siedlerring um die arabischen Gebiete
Ost-Jerusalems gelegt.
Südlich von Jerusalem wurde der Siedlungsblock Gush Etzion errichtet, als Wiederaufbau
der 1948 im Unabhängigkeitskrieg zerstörten jüdischen Siedlung Etzion. Diese Etzion-Siedlungen sind für die Israelis
mit großen Emotionen behaftet und gelten als unantastbar. Zudem dienen sie der Unterbrechung und Kontrolle der
Verbindung zwischen Jerusalem und dem arabischen Hebron im Süden.
Die Siedlungen an der Ostgrenze zu Jordanien hatten alle ländlichen Charakter und wurden hoch subventioniert. Die
Siedlungen um Jerusalem hatten eher einen städtischen Charakter, wenngleich der Selbstversorgungsaspekt anfangs noch
eine wichtige Rolle spielte.
Eine Ausnahme bildete das 15 km östlich von Jerusalem im Jerusalem-Sattel gegründete Maale
Adumim, das nicht nur als einfache Siedlung geplant war, sondern die Funktion eines Regionalzentrums für das
Jordantal übernehmen sollte.
Die Siedlungsketten um Jerusalem dienten letztlich alle dem Zweck, durch Schaffung von Fakten eine erneute Teilung der
Stadt unmöglich zu machen und dieses Land endgültig für Israel zu sichern. Der Rest der Westbank, in dem der Großteil
der palästinensischen Bevölkerung lebte, sollte nach dem Allon-Plan einen separaten autonomen Status erhalten. Die
Bewohner sollten später entscheiden können, ob sie sich Israel anschließen würden oder mit Jordanien föderieren
wollten. Nur ein Korridor über Jericho sollte das palästinensische Gebiet mit Jordanien verbinden und somit die
israelische Kontrolle erleichtern.
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