Neo-Zionisten nach 1967
Der Traum der Zionisten, durch die Errichtung eines eigenen Staates eine sichere Heimstätte zu finden, erfüllte sich nicht. In einer Ihnen feindlich gesonnenen Umwelt mußten sich die Israelis ihre Existenz hart erkämpfen. Von einer Normalität des Lebens konnte keine Rede sein.
Im Frühling 1967 nahmen dann die Existenzängste bei großen Teilen der jüdischen Bevölkerung in Israel in bedrohlichem Ausmaße zu. Arabische Führer drohten immer offener mit einem Krieg und verlegten Truppen in die Nähe der israelischen Grenzen; innere Krisen und soziale Spannungen brachen auf; die Diskrepanz zwischen einer israelischer Modellgesellschaft und der Realität wurde immer größer; große Probleme bei der Eingliederung der Immigranten führten zu Konfrontationen; die Führung des Landes zerstritt sich zusehends.
Hinzu kam das existenzielle Bangen um die Verletzlichkeit des Staates und die Erinnerungen an den Holocaust, denn bei einer eventuellen Niederlage gegen die Araber wurde mit dem Schlimmsten gerechnet.
Im Juni 1967 besiegte Israel dann in einem Präventivkrieg innerhalb von sechs Tagen die bedrohlich aufziehende arabische Allianz und konnte gleichzeitig mit der ägyptischen Sinai-Halbinsel samt Gaza-Streifen, der jordanischen Westbank sowie den syrischen Golanhöhen das gesamte biblische Gebiet erobern.
Dieser Triumph löste in Israel eine ungeheure Euphorie, eine "mental revolution" aus, denn kein Israeli hatte dies in solcher Art erwartet. Nationalistische und religiöse Gefühle erfaßten den Großteil der Bevölkerung und belebten den alten zionistischen Geist. Im Zuge dieser Entwicklung brach auch die Diskussion über die Grenzen Israels, die 20 Jahre bedeutungslos gewesen war, wieder auf. Der Zugang zu den besetzten Gebieten veränderte sich dabei zunehmend von einem instrumentellen zu einem normativen Zugang.
Gleichzeitig wurde die Position der Labour-Partei als führende zionistische Partei wegen der zögernden Besiedlung der besetzten Gebiete zunehmend in Frage gestellt, denn das allgemeine politische Klima opponierte gegen die gemäßigte Politik von Labour und forderte eine aggressive Politik gegen die Araber.
In diesem Gesamtumfeld ist die Entstehung des Neozionismus zu verstehen, der die Besiedlung der besetzten Gebiete zu seiner Maxime machte.
Der Neozionismus entstand sowohl im säkularen als auch im religiösen Lager und nahm dabei Bezug auf den klassischen Zionismus der vorstaatlichen Zeit. Der große Unterschied war jedoch die Zusammenarbeit der verschiedenen zionistischen Strömungen des Neozionismus, die es vor 1948 überhaupt nicht gegeben hatte. Damals bekämpften sich die Gruppierungen aufs Heftigste und die revisionistisch-nationalistische Strömung wurde marginalisiert.
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