Das Franco-Regime
Unter dem Einfluß der faschistischen Falange-Partei isolierte sich Spanien sowohl politisch als auch wirtschaftlich.
Die Autarkie war das erklärte Ziel der Falange.
Mitte der 50er Jahre zeigte das Modell jedoch immer stärker seine Schlagseiten und seinen Mißerfolg. Streikbewegungen
erschütterten das Regime, die Devisenreserven sanken bedrohlich und die Wirtschaft stagnierte.
1956/57 wurde dann die Kehrtwende in der Wirtschaftspolitik eingeleitet. Opus Dei-Technokraten erstellten
mit Hilfe des IWF einen Stabilisierungsplan und veränderten die Entscheidungs- und Lenkungsmechanismen auf
wirtschaftlichem Gebiet, wobei die wichtigsten Posten mit Opus-Leuten besetzt wurden. Z.B. wurde das Bankwesen nun der
Bank von Spanien unterstellt, die unter ihrem Präsidenten Mariano Navarro Rubio bevorzugt Opus Dei-Mitglieder mit hohen
Krediten versorgte.
Das neue Programm, das in den 60er Jahren zu hohen Wachstumsraten der Wirtschaft führte, umfaßte die Integration in
die europäische Wirtschaft, die Aufhebung des Interventionismus sowie eine allgemeine Liberalisierung im
Wirtschaftsbereich. Besonders betont wurde ein Arbeits- und Pflichtethos als wichtige Impulsfunktion für die
Entwicklung des kapitalistischen Wirtschaftsgeistes.
Die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der spanischen Wirtschaft sollte jedoch im engen Rahmen der franquistischen
Gesellschaftsordnung stattfinden. Dem Wirtschaftswachstum wurde eindeutig der Vorrang vor dem sozialen Fortschritt
oder politischer Partizipation eingeräumt.
Die sozialen Verwerfungen, die diese Politik aufwarf, waren enorm.
Hauptproblem war die stark ansteigende Arbeitslosigkeit und das schwach ausgebaute soziale Sicherheitssystem.
Ohne die enorme Arbeitsemigration nach Mitteleuropa (1960-1969: 1,5 Millionen Arbeiter) hätte sich die Krise
systemgefährdend ausweiten können. Die Emigration war für Spanien überlebensnotwendig, denn sie senkte die
Arbeitslosigkeit und mit Hilfe der Gastarbeiterüberweisungen konnten Handelsbilanzdefizite ausgeglichen werden.
FOLGEN DES WIRTSCHAFTSLIBERALISMUS
-
totale Umwandlung Spaniens von einem korporativ orientierten Entwicklungsland (1960) in das 10. größte Industrieland
der Welt (1974)
- Stützpfeiler der starken Expansion waren der Tourismus, Emigrantenüberweisungen und Auslandsinvestitionen
- Umwandlung vom Agrar- in einen Industriestaat
- starke Urbanisierung (gewaltige innerspanische Migrationsströme)
1939 bis 1970 verloren die Agrargebiete durch Abwanderung insges. 1,14 Millionen Arbeitskräfte
- Zwischen 1960 und 1970 verließen 3 Mio Spanier ihren Heimatort, um im Ausland oder in den großen Städten (3
Zentren : Madrid, Barcelona, Bilbao) zu leben
- starker Euphorismus in Spanien (Konsumwünsche der Bevölkerung)
- ungleichgewichtiges Wachstum in den Regionen (keine Strukturreformen, fehlende Agrarreform)
- starke Auslandsabhängigkeit
- schwaches Forschungsniveau, da der Schwerpunkt auf dem Kauf von Technologien lag (technologische
Abhängigkeit)
- der Tourismus und die starke Arbeitsemigration führten zu einem Austausch von Ideen, Sitten und Gebräuchen
(Veränderung der Gesellschaft, z.T. Sittenschock, Revolution der Sitten innerhalb weniger Jahre)
- Probleme des ungezügelten Massentoruismus
- ungehemmte Spekulation
Zunahme an gesellschaftlichem Konfliktpotential
-
gewaltiges Anwachsen der Industriearbeiterschaft
- Zunahme von Untergrundorganisationen in den Betrieben (Aufgrund der arbeitsrepressiven Maßnahmen
radikalisierten sich die Gewerkschaften immer mehr.)
- destabilisierende Auswirkungen durch den sozio-ökonomischen Wandel
- - Partialität der Modernisierung führte zu einer Verschäfung der Klassengegensätze und des Regionalismus
(d.h. die Arbeiter und die Regionalisten wurden nicht ins System integriert)
BILANZ der FRANCO-ZEIT
Am Ende der Franco-Zeit war die spanische Gesellschaft politisierter, urbanisierter und säkularisierter denn je, die
Arbeiter und Studenten waren so aufsässig wie noch nie, die Autonomie- und Selbständigkeitsbewegungen der Regionen
ausgeprägter als zu jedem anderen Zeitpunkt in der neueren spanischen Geschichte, Sozialisten und Kommunisten bei den
ersten Wahlen nach Francos Tod so erfolgreich wie nie zuvor, die spanische Wirtschaft finanziell und technologisch vom
internationalen Kapitalismus in geradezu beängstigendem Ausmaß abhängig.
= Das Ergebnis der franquistischen Politik widersprach in nahezu jedem Punkt den ursprünglichen Intentionen.
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